Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
„Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance.“ Ein schönes Zitat des französischen Schriftstellers Victor Hugo. Hand aufs Herz: In diesem Jahr schien manches unerreichbar. Und mit neuen Herausforderungen kommt oft auch die Furcht vor dem Unbekannten. Gemeinsam und mutig haben wir aber auch Chancen ergriffen.
An Weihnachten rückt manches in den Hintergrund. Es ist das Fest der Hoffnung und der Zuversicht. In der dunkelsten Zeit des Jahres zünden wir Kerzen an, um uns mit Licht und Wärme zu umgeben. Für mich persönlich ist Weihnachten immer noch etwas ganz Besonderes: das Fest der Geburt des Herrn, ein Fest der Freude und der leuchtenden Kinderaugen, ein Fest für die ganze Familie, an dem man sich auch dann wieder trifft, wenn man sonst vielleicht das ganze Jahr über getrennte Wege geht. Nicht zuletzt aber auch ein Fest, zu dem auf besondere Weise gebacken und gekocht wird, kurzum: ein Fest für alle Sinne. Die Gemeinschaft, Ruhe und Einkehr rücken in den Mittelpunkt.
Das Ende eines Jahres ist aber auch eine willkommene Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen. Was hat uns das Jahr 2022 im Märkischen Kreis gebracht? Es fällt nicht leicht, negative Erinnerungen auszublenden. Und doch gibt es sie, die positiven Nachrichten:
• Ganz oben steht für mich, dass wir im Märkischen Kreis ein Jahr nach dem Jahrhundert-Hochwasser wiederholt eine riesige Solidarität und Hilfsbereitschaft erleben durften. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine standen wir erneut vor einer großen Aufgabe. Hilfsorganisationen, aber auch viele Privatpersonen, haben Flüchtende aus der Ukraine unterstützt – mit Geld- und Sachspenden, Hilfsgütern- und Transporten sowie mit dem Ziel, den Geflüchteten spontan ein Dach über dem Kopf zu geben. Wir können stolz sein auf diese Solidarität, das Miteinander und die uneigennützige Hilfe. Das zeigt den guten Zusammenhalt der Menschen im Märkischen Kreis und ihre Hilfsbereitschaft in der Not.
Die Flüchtenden aus der Ukraine werden weiterhin unsere Hilfe und Unterstützung benötigen. Niemand weiß, wie sich die künftige Lage entwickeln wird. Was ich weiß ist, dass wir diese Herausforderungen gemeinsam mit den Menschen im Märkischen Kreis und den Städten und Gemeinden auch zukünftig meistern werden.
• Das Leben mit dem Coronavirus geht in die Normalität über. Rückblickend können wir voller Stolz sagen: Ein Rad hat ins andere gegriffen. Was zur Bewältigung der Pandemie geleistet worden ist, beeindruckt mich tief. Ein dickes Lob und ein großer Dank an alle, die durch ihren freundlichen, kompetenten und engagierten Einsatz wesentlich dazu beigetragen haben, die Pandemie einzudämmen. Dazu zählen unter anderem Ärzte, Pflegekräfte, Hilfsorganisationen, Bundeswehr, Pharmazeutisch-Technische Assistenten, Apotheker, Ordnungskräfte, Kreismitarbeiter und viele mehr.
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kreisverwaltung haben in dieser schwierigen Situation mit der Impf- und Teststrukturkoordination einen sehr guten Job gemacht. Hier haben auch unzählige ehrenamtliche Kräfte herausragend zu den funktionierenden Strukturen und ortsnahen Angeboten beigetragen. Es ist ein gutes Zeichen und ein weiterer Schritt zur ersehnten Normalität, dass die Corona-Impfungen im kommenden Jahr gänzlich in die Hände der niedergelassenen Ärzteschaft und Apotheken gelegt werden.
• Wichtiges Thema bleibt zudem der möglichst flächendeckende Anschluss an die Datenautobahn. Schnelles Internet ist ein entscheidender Standortfaktor. In diesem Jahr haben wir einen weiteren, großen Schritt in Richtung digitaler Infrastruktur gemacht: den geförderten Breitbandausbau im 6. Call („Weiße Flecken“). Für die Versorgung der rund 6.700 Adressen werden im nächsten Ausbauschritt rund 3.100 Kilometer Glasfaser verlegt und 551 neue Verteiler aufgestellt. Knapp 100 Millionen Euro werden hier investiert. Der Ausbau soll rund drei Jahre dauern und ist bereits gestartet. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Versorgung mit schnellem Internet im Märkischen Kreis.
Neben den Förderverfahren nimmt auch der sogenannte eigenwirtschaftliche Glasfaserausbau Fahrt auf. In vielen Kommunen im Märkischen Kreis wurde und wird bereits ausgebaut. Weitere Gebiete sind in Planung. Nach Zahlen von Gigabit.NRW ist der Märkische Kreis aktuell mit 28,4 Prozent Spitzenreiter in Bezug auf Glasfaseranschlüsse in Südwestfalen.
• In einem weiteren Zukunftsbereich sind wir ebenfalls gemeinsam stark. Beim wichtigen Thema Klimaschutz arbeitet der Märkische Kreis eng mit den Städten und Gemeinden zusammen – beispielsweise bei Kooperationsprojekten wie „Ökoprofit“ oder Klimaexpeditionen in Grundschulen. Gleiches gilt in Bezug auf das Klimafolgenanpassungskonzept. Gemeinsames Ziel ist es, auf Szenarien mit zu viel und zu wenig Wasser bestmöglich vorbereitet zu sein. Wir ergreifen wirksame Maßnahmen zur effektiven, städteübergreifenden Vorsorge.
Vielversprechende Initiativen
2022 hat es aber auch Rückschläge gegeben. Ereignisse, auf die wir alle getrost hätten verzichten können. Manche davon tun richtig weh. Insbesondere die quälende Situation rund um die gesperrte A45-Talbrücke Rahmede ist nach wie vor eine Katastrophe. Es ist meine felsenfeste Überzeugung: Wir sind das industrielle Herz von NRW und gleichzeitig eine lebenswerte und wunderschöne Region. Das hat uns stark gemacht und ist Grundlage unseres Wohlstands. Nun wird die Zukunft einer gesamten Region aufs Spiel gesetzt. Und wenn ich mir anschaue, was seit fast einem Jahr in Bezug auf den Neubau passiert ist, ist das zu wenig.
Für alle bedeutet die Brückensperrung zweifelsohne eine gewaltige Herausforderung, vielleicht die größte überhaupt in den nächsten Jahren. Trotzdem wollen und müssen wir auch nach vorne schauen. Es gibt vielversprechende Initiativen und einen starken Schulterschluss in der Region, um die Weichen auf Zukunft zu stellen, den Standort zu sichern und mit kreativen Ideen gemeinsam nach vorne zu schauen. Das Ideenpapier „Südwestfalen startet durch“ ist eine starke Grundlage für Strukturprojekte in ganz Südwestfalen. Viele Akteure suchen gemeinsam nach Wegen, um mutig aus der Not neue Chancen abzuleiten.
Den engen Austausch mit allen Beteiligten setzen wir dazu fort. Als Kreisverwaltung werden wir weiterhin unsere Hausaufgaben zuverlässig erledigen – und gleichzeitig unseren Märkischen Kreis entwickeln. Auch zukünftig werden wir hier gut leben und arbeiten.
Das Ehrenamt lebt
Mein herzlicher Dank gilt den unzähligen Menschen, die sich für andere oder für die Allgemeinheit eingesetzt haben – beruflich wie ehrenamtlich. Das Ehrenamt lebt im Märkischen Kreis und es ist vor allem auch eine der ganz besonderen Stärken, die uns auszeichnet. Aber auch in den Betrieben, Unternehmen, Büros und an vielen anderen Stellen prägen Sie alle tagtäglich unser Zusammenleben. Wenn uns das weiterhin gelingt, dürfen wir optimistisch für die Zukunft sein. Freuen wir uns gemeinsam darauf.
Oder, mit Blick auf den Schriftsteller Victor Hugo: Lassen Sie uns die Mutigen sein!
Es ist Weihnachten! Ihnen allen und ihren Familien wünsche ich von Herzen ein frohes Weihnachtsfest, Gottes Segen und einen guten Start in ein hoffentlich für uns alle gesundes, glückliches und friedvolles neues Jahr 2023. Schon jetzt freue ich mich auf viele weitere Begegnungen mit Ihnen allen.
Bleiben Sie gesund!
Ihr
Marco Voge, Landrat