Das scheint ein interessantes Geschäft zu werden, das am Abend während der Ratssitzung angesprochen wurde. Der Ruhrverband möchte das Kanalnetz der Stadt Balve übertragen bekommen, dafür gibt es eine entsprechende Abstandszahlung. Über die Summe wurde nicht gesprochen, doch scheint sie immerhin so horrend zu sein, dass damit ein Teil der Schulden bezahlt werden könnte. In Schalksmühle, ähnlich gelagerte Stadt wie Balve, waren dies immerhin 23 Millionen Ausgleichsbetrag, den der Ruhrverband hinblätterte.
Doch so weit ist es noch lange nicht. Zwar fanden schon diverse Gespräche hinter verschlossenen Türen statt, doch jetzt erfolgte erst einmal die Information der Ratsmitglieder, die alllerdings einen Haken suchten – aber keinen fanden. Professor Dr.-Ing. Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender Ruhrverband, ließ es sich nicht nehmen, persönlich in der Schützenhalle Volkringhausen vorzusprechen. Er betonte, dass es sich dabei nicht um einen Ausverkauf handeln würde, sondern alle Hoheitsrechte beim Rat der Stadt verbleiben.
Die Synergieeffekte seien enorm, da dadurch Kläranlagen und Kanalzuleitungen sowie Regenüberlaufbecken von einer Stelle koordiniert werden können. Konfliktstellen bei Übergabepunkten würden entfallen. „Wir machen nur in Wasserwirtschaft und haben da ein hohes technisches Niveau“. Die Vereinbarung bringe der Stadt einen ordentlichen Ausgleichswert als Einmalzahlung und weitere jährliche Ausgleichzahlungen. Dafür würden die Beitragszahlungen in dem genossenschaftlich betriebenen Ruhrverband nur unwesentlich steigen.
Für die Stadt gäbe es keinerlei Risiken. Eine Insolvenz sei nicht möglich, da es sich hier um einen öffentlich-rechtlichen Verband handele. Zum Schluss betonte Professor Dr.-Ing. Norbert Jardin noch einmal, dass es sich um eine Übertragung einer Aufgabe handelt und nicht um einen Verkauf. Alle Rechte blieben bei der Stadt. „Es kommt kein Bagger ohne Ratsbeschluss.“
SPD-Fraktionschef Cay Schmidt dazu: „Das ist eine spannende Sache und das schöne daran ist, ich sehe keinen Haken.“ Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Schulte fand nur gute Worte: „Ich suche den Haken, doch ich finde keinen“, war auch er angetan.
Kämmerer Hans-Jürgen Karthaus machte auch gleich deutlich, welche vier Ziele bei Zahlung verfolgt werden sollen: 1. Entschuldung im Abwasserbereich; 2. Gebührenstabilität; 3. Ablösung von Kassenkrediten und 4. Investitionen in die Zukunft in Balve. So will man das Projekt weiter voran treiben. Eine mögliche Übernahme des Kanalnetzes durch den Ruhrverband ist für den 1. Januar 2023 vorgesehen.