Leserbrief: Doppelmoral der Demonstranten

Leis‘ gemeint kann eben doch Scheiß sein. 
95 Dezi­bel. Das war der Spit­zen­wert den ich wäh­rend der Vor­bei­fahrt des Motor­rad­tros­ses auf mei­nem (zuge­ge­be­ner­ma­ßen nicht geeich­ten) Schall­pe­gel­mes­ser able­sen konn­te, denn es muss­te, zusätz­lich zum Motor­rad­lärm, gehupt wer­den. Das (schät­zungs­wei­se) lang­sa­me Vor­bei­fah­ren mit ca. 30 km/h erzeug­te selbst bereits einen durch­schnitt­li­chen Schall­pe­gel von 65–70 Dezi­bel. Die­sen Wert errei­chen – neben den „auto­mo­bi­len Renn­fah­rern“ – gera­de ein­mal LKW auf der Bun­des­stra­ße in Kün­trop.  
Aber es wur­de wenigs­tens eine Schwei­ge­mi­nu­te für die Opfer der Flut­ka­ta­stro­phe abge­hal­ten. Um gleich danach dem Kli­ma­schutz mit einer nicht gera­de den­sel­ben wirk­lich ernst­neh­men­den Frei­zeit­be­schäf­ti­gung ent­ge­gen­zu­tre­ten. Dop­pel­mo­ral. Wie übri­gens auch der Lärm eini­ger anrei­sen­der Demonstrationsteilnehmer:innen am Mor­gen, für die Leis‘ auch nur wäh­rend der Demons­tra­ti­on kein Scheiß zu sein schien. 
Jedem steht in unse­rem Land das Recht zu zu demons­trie­ren. Und das ist auch gut so. Nur ist es schon merk­wür­dig auf wel­che Ideen Men­schen kom­men: Mit dem zusätz­li­chen Lärm einer fah­ren­den Demons­tra­ti­on auf Motor­rä­dern dar­auf hin­zu­wei­sen, dass man ger­ne an Wochen­en­den sei­nem lär­men­den Hob­by frö­nen möch­te. Ohne Fahr­ver­bo­te und Stre­cken­sper­run­gen. Lei­der zu Las­ten der­je­ni­gen, die dem Lärm aus­ge­setzt sind. Und an der Situa­ti­on wird sich ohne recht­li­che Vor­ga­ben nichts ändern. Auch nicht für das Klima. 

Grü­ße aus Kün­trop
Maik Wie­se­gart


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