Stürme, Dürre, Überflutungen. Die Extremwetterereignisse nehmen zu. Der Klimawandel wird auch vor unserer Haustür sichtbar. Aber wie gehen wir vor Ort damit um?
„Wir räumen gerade die Reste der Fichtenbestände ab, die den letzten Sommer überlebt hatten“ beschreibt Richard Nikodem (Foto), der Balver Revierförster den Stand der Arbeiten. Mindestens 300 Hektar Wald sind dem Borkenkäfer in den letzten drei in Balve zum Opfer gefallen und warten nun auf eine Wiederbewaldung.
Wie der Wald von morgen aussehen könnte, beschreibt Nikodem so: „Grundsätzlich wird der Wald vielfältiger. Es wird deutlich mehr Baumarten, meist in Mischbeständen geben. Allerdings kann jeder Waldbesitzer selbst entscheiden, welche Baumarten er in seinem Wald haben möchte.
„Wir Förster arbeiten grundsätzlich immer standortbezogen. Wir passen unsere waldbaulichen Empfehlungen also an die Situation vor Ort an. Wie nährstoffreich ist der Boden? Wieviel Wasser steht den Pflanzen zur Verfügung? Also Oberhang oder Unterhang? Welche Ausrichtung zur Sonne hat der Hang? Da jede Baumart sich nur dann optimal entwickeln kann, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden, ist also auch nicht jede Baumart auf jedem Standort optimal. Unsere Aufgabe als Berater der Waldbesitzer ist es also, hundert Jahre in die Zukunft zu schauen. Denn wohin genau die Reise mit dem Klimawandel geht, weiß ja Keiner so genau.
Durch den Klimawandel wird es nicht nur wärmer, gerade die Wasserverhältnisse ändern sich und die für den Standort geeigneten Baumarten sind dann andere als dort vorher gestanden haben. Die Fichte kann sicher auch zukünftig noch im Sauerland wachsen. Allerdings haben sich viele ehemalige Fichtenstandorte jetzt zu nicht mehr für die Fichte geeigneten Standorten entwickelt.
Grundsätzlich streben wir Mischbestände aus heimischen Laub- und Nadelbaumarten an. Die Eiche als trockenheitsresistentere Baumart wird sicher deutlich häufiger werden. Aber auch Nadelhölzer werden für bestimmte Verwendungsbereiche gebraucht und können hier gut wachsen. Es werden sicher auch Baumarten aus anderen Teilen Deutschlands wie die Esskastanie oder die Walnuss beigemischt. Auch Bäume aus weiter entfernten Ländern wie die pazifische Edeltanne, die Libanonzeder oder die Hemlocktanne werden auf kleineren Flächen gepflanzt. Optimal ist ein „Bauchladen“ mit mindestens vier verschiedenen Arten auf jeder Fläche. Große Reinbestände sollte es zukünftig nicht mehr geben. Das Risiko ist einfach zu hoch. Das müssen wir ja gerade bei der Fichte und den Borkenkäfern erleben.
Baumschulpflanzen sind knapp und teuer. Eine Kombination aus natürlicher Verjüngung der vor Ort vorkommenden Baumarten und kleineren Pflanzflächen kann eine Möglichkeit sein, die Wiederbewaldung zu ermöglichen. Wo Fichte gestanden hat, kommt aber fast nur Fichten-Naturverjüngung. Wenn der Standort jetzt nicht mehr für diese Baumart geeignet ist, kann diese Verjüngung also nur für ein paar Jahre als Mischbaumart dienen.
Wichtig wird sein, dass die vielen neu gepflanzten Bäumchen nicht vom Rehwild verbissen werden. Da Zäune sehr teuer sind und den Lebensraum des Wildes ja weiter einengen, muss man andere Wege des Verbißschutzes finden. Am effektivsten ist natürlich eine zeitweise Absenkung des Rehwildbestandes auf den gefährdeten Flächen.
Waldbesitzer und Jäger und Förster müssen also gemeinsam dafür sorgen, dass Balves neue Wälder wachsen.“