Das Landwirtschaftsministerium hat den Start des Landeswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ pandemiebedingt verschoben. Der Kreis bleibt aber bei seinem Zeitplan mit dem Anmeldestichtag 25. Juni und Bereisungen Ende August. Kreisheimatpfleger Rolf Klostermann erklärt warum.
Beim Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ bleibt der Märkische Kreis bei seinem ursprünglichen Zeitplan: Anmeldestichtag für die Dorfgemeinschaften ist weiterhin der 25. Juni. Die Bereisungen finden wie geplant Ende August/ Anfang September statt. Landrat Marco Voge traf diese Entscheidung in enger Abstimmung mit dem Vorsitzenden der Kreisbewertungskommission, Rolf Klostermann.
Das Landwirtschaftsministerium hatte unlängst den Start des Landeswettbewerbs pandemiebedingt verschoben und den Kreisen für die Anmeldung ihrer Teilnehmer Zeit bis zum 14. April und zur Nennung der Kreissieger bis zum 15. Juni eingeräumt. In einem Interview erklärt Rolf Klostermann, warum der Kreis an seinem Zeitplan festhält und warum der Wettbewerb eine Chance für jedes Dorf ist, sich strukturiert weiterzuentwickeln. Als Kreisheimatpfleger begleitet Rolf Klostermann den Wettbewerb seit 2003 und ist seit 2006 Vorsitzender der Bewertungskommission.
Frage: Herr Klostermann, warum bleibt der Kreis bei seinem Zeitplan?
Klostermann: Schon letztes Jahr mussten wir den Dorfwettbewerb wegen der Corona-Pandemie verschieben. Wir sind schon so weit in den Planungen und haben ordentlich die Werbetrommel bei den Dörfern gerührt. Dorfgemeinschaften haben sich bereits gut auf den Wettbewerb vorbereitet und stehen schon in Startlöchern. Jetzt wollen wir auch verlässlich bleiben und den Wettbewerb wie geplant durchziehen.
Frage: Glauben Sie nicht, dass die Dorfgemeinschaften mehr Zeit für die Realisierung ihrer Konzepte gebrauchen könnten?
Klostermann: Bisher hat bei uns noch niemand angeklopft und um Verlängerung gebeten. Von der Coronapandemie war und ist jedes Dorf gleichermaßen betroffen. Dass gemeinschaftliche Aktivitäten im Lockdown leiden und nicht jede tolle Idee und jedes Konzept umgesetzt werden kann, haben die Teilnehmer der Bewertungskommission auf dem Schirm und können das gut einordnen. Umso wichtiger ist es dann, ein durchdachtes Konzept zu entwickeln und die Idee oder Innovation vor Ort gut zu präsentieren. Nach den heutigen Kriterien geht es ja nicht nur darum, ein paar Bäume oder Geranien zu pflanzen. Es geht darum, neue Impulse zu setzen und die wirtschaftliche und ökologische Entwicklung voranzutreiben. Außerdem: Die Verlängerung des Landes würde ja hauptsächlich in die Wintermonate fallen. Das sind nicht unbedingt die typischen Monate, um Dorfprojekte umzusetzen. Es sei denn es handelt sich um einen Wichtelmarkt.
Frage: Was spricht noch für den Sommertermin?
Klostermann: Die steigenden Impfzahlen und sinkenden Inzidenzzahlen lassen ja hoffen, dass bald Schritt für Schritt Lockerungen möglich sind. Dorfgemeinschaften werden dann den Wert des sozialen Miteinanders und gemeinschaftlichen Tuns besonders wertschätzen und sicherlich viel Elan entwickeln und ihre Projekte vorantreiben. Und in eigener Sache kann ich sagen: Ich mache die Bereisungen lieber im Sommer 2021 bei halbwegs beständigem Wetter als in einem unbeständigen, nasskalten Frühjahr 2022.
Frage: Herr Klostermann, Sie haben bereits sechs Kreiswettbewerbe begleitet. Was beeindruckt Sie am meisten?
Klostermann: Das Engagement der teilnehmenden Dörfer ist beeindruckend, hier wird viel Herzblut und Arbeit in die Vorbereitung und Durchführung hineingesteckt. Oft sind es dabei kleinen Dinge und Innovationen, die mich am meisten begeistern. Wir haben ja auch einige Wiederholungstäter und treue Stammkunden bei den Dorfgemeinschaften und da macht es einfach Spaß ihre positive Weiterentwicklung über die Jahre mit zu verfolgen. Aber auch Neuzugänge haben durchaus das Potential und die Möglichkeit viel zu erreichen. Das haben wir 2011 am Beispiel Oestrich gesehen, das aus dem Stegreif Kreissieger wurde.
Frage: Wie erfolgreich waren denn unsere Kreissieger auf Landesebene?
Klostermann: Seit 2003 haben unsere Kreissieger in sechs Wettbewerben im Landeswettbewerb 4 Silberplaketten erwerben können, in den letzten drei Durchgängen sogar in Folge. Somit sind unsere Kreissieger durchaus erfolgreich im Landeswettbewerb. Viele Dörfer im Märkischen Kreis haben ein gutes Potential. Sie müssen sich nur auf den Weg und sich anhand der Kriterien strukturelle Gedanken machen, wie ihr Dorf in Zukunft aussehen soll.
Frage: Wie viele Dörfer nehmen jedes Jahr im Schnitt teil?
Klostermann: Wir haben in der Regel zwischen 15 und 18 Teilnehmer beim Dorfwettbewerb. 2017 war ein schlechtes Jahr, da haben sich nur elf beteiligt. Wir hoffen dieses Jahr auf mehr Zulauf. Ab 20 Teilnehmern dürfen wir sogar zwei Kreissieger für den Landeswettbewerb nominieren. Ich bin überzeugt: Das können wir schaffen! Zumal die vielen gestifteten Sonderpreise die Attraktivität unseres Kreiswettbewerbs enorm steigern. Für ihre Unterstützung bin ich den Spendern besonders dankbar.
Frage: Wie haben sich die Kriterien für den Kreiswettbewerb im Lauf der Zeit verändert?
Klostermann: Im Jahre 2003 trug der Wettbewerb noch den Doppeltitel „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“, ab 2005 dann nur noch „Unser Dorf hat Zukunft“. Anfangs ging es dabei aber noch viel um den Erhalt des Dorf- und Landschaftscharakters, Bau- und Grüngestaltung sowie die Biotoppflege. Die wirtschaftliche Seite sowie das soziale und kulturelle Leben machte dahingegen nur ein Drittel bei der Bewertung aus. Über die Jahre entwickelten sich die Inhalte der Bewertungskriterien und die Gewichtung verschob sich leicht zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung. Für den aktuellen Wettbewerb hat sich der Märkische Kreis nun dazu entschieden, sich stärker an den Ausschreibungsbedingungen des Bundes zu orientieren und damit drei große, gleichberechtigte Bewertungsbereiche einzuführen: Dorfkonzept, Dorfgemeinschaft und Dorfgestaltung. Heute sehen wir den Dorfwettbewerb als ein Instrument eines auf Nachhaltigkeit angelegten Entwicklungsprozesses, in dem Eigenverantwortung und Selbstgestaltung des direkten Umfeldes durch die Betroffenen praktiziert werden.
Frage: An welchen konkreten Beispielen lassen sich die Veränderung festmachen?
Klostermann: Während in der Vergangenheit der absolut erreichte Stand bei den jeweiligen Bewertungskriterien im Vordergrund stand, geht der Blick heute vermehrt auf den Entwicklungsprozess des Dorfes, also das, was das Dorf positiv für sich verändert hat. Früher konnte die Gestaltung des Dorffriedhofs mit heimischen Gehölzen ein herausragendes Thema sein. Unter dem Aspekt der Zukunftsfähigkeit des Dorfes wäre das heute so nicht mehr so spannend. Das partnerschaftliche Zusammenwirken zwischen Politik/Verwaltung und den Dorfbewohnern hat heute mehr Gewicht als das bloße Vorhandensein eines Dorfentwicklungsplans.
Frage: Welchen Rat geben Sie interessierten Dorfgemeinschaften mit?
Klostermann: Zeigen sie uns, was das Dorf aktuell lebens- und liebenswert macht, wie die Dorfgemeinschaft mit dem Thema Nachhaltigkeit umgeht und wohin sich das Dorf mit welchen Schritten in die Zukunft entwickeln möchte.
Frage: Warum sollte mein Dorf unbedingt am Wettbewerb teilnehmen?
Klostermann: Natürlich kann man diesen Wettbewerb von der sportlichen Seite nehmen, sich mit anderen Dörfern messen und das beste Dorf im Märkischen Kreis sein wollen. Aber auch „Der Weg ist das Ziel“ kann eine gute Motivation sein, der Dorfwettbewerb als ein Meilenstein einer spannenden, gemeinsam gestalteten Reise in die Zukunft des Dorfes. Und „last but not least“, niemand geht am Ende leer aus, neben Anregungen und Rückmeldungen gibt es auch immer etwas für die Dorfkasse.
Weitere Infos:
Anmeldefrist bis zum 25.06.2021. Die Bereisung wird voraussichtlich im September 2021 stattfinden. Weitere Informationen unter https://www.maerkischer-kreis.de/kultur-freizeit/tourismus/kreiswettbewerb.php?ajaxsearch=1. Ansprechpartner: Isabelle Schöneborn, 02352 / 966‑7060; i.schoeneborn@maerkischer-kreis.de und H. Schroer, 02352 / 966‑7061; h.schroer@maerkischer-kreis.de.
Vorsitzender Rolf Klostermann, 2.v.links, will im August/ September mit der Bewertungskommission die Teilnehmer des Dorfwettbewerbs besuchen. Foto: Hendrik Klein/Märkischer Kreis