Eine 61-jährige Lüdenscheiderin ist in der vergangenen Woche auf einen Gewinnspielbetrüger hereingefallen. Während Polizeibeamte die Anzeige aufnahmen, klingelte erneut das Telefon. Der Fall zeigt leider: Wer sich einmal als leichtgläubig erwiesen hat, der wird immer wieder zur Kasse gebeten.
1550 betrügerische Anrufe bei Senioren wurden der Polizei im Märkischen Kreis im Jahr 2019 gemeldet. Die Bilanz für das vergangene Jahr steht noch aus. Wöchentlich fielen mindestens zwei ältere Opfer auf die Betrüger herein. Mindestens 117-mal zahlten die Opfer an die falschen Polizeibeamten, Enkeltrick- oder Gewinnspielbetrüger. Die Dunkelziffer der nicht angezeigten Fälle dürfte deutlich höher liegen.
Die Täter sitzen im fernen Ausland, sprechen meist trotzdem akzentfrei Deutsch. Bei der Masche mit dem Gewinnspielen brauchen sie die Beute nicht einmal mit einem Abholer teilen. Wie in unzähligen anderen Fällen, so versprach der Anrufer auch der 61-jährigen Lüdenscheiderin einen hohen Geldgewinn von 28.000 Euro. Wenn sich die Angerufenen bereits euphorisch auf der Gewinnerstraße sehen, kommt die Forderung nach einer Kuriergebühr. Dazu sollte die Frau für 300 Euro Geldcode-Karten am Telefon durchgeben. Die sind bares Geld wert und kaum nachzuverfolgen. So kassierte der angebliche Glücksbote das erste Mal an diesem Tag ab. Er bekam den Hals jedoch nicht voll und forderte weitere 600 Euro. Die Frau fuhr erneut los, diesmal zu einer Tankstelle. Eine aufmerksame Mitarbeiterin verkaufte ihr zwar die geforderten Karten. Sie hakte jedoch nach und informierte die Polizei.
Die sorgte wiederum für Erstaunen bei der 61-Jährigen. Bei dem Geldkarten-Kauf sei alles richtig gelaufen, erklärte sie. Schließlich habe sie viel Geld gewonnen und müsse jetzt die Code-Nummern durchgeben. Prompt klingelte ihr Telefon. Als sie dem Anrufer jedoch erzählte, dass zwei Polizeibeamte neben ihr stünden, legte der auf.
Leider ist die Lüdenscheiderin nicht zum ersten Male auf Betrüger hereingefallen und hat bereits mehrmals deutlich höhere Summen gezahlt.
Sie ist nicht das einzige „Wiederholungsopfer“ im Märkischen Kreis. Deshalb appelliert die Polizei an Verwandte, Bekannte, Freunde und Nachbarn älterer Menschen. Sprechen Sie mit ihnen immer wieder über die Maschen der Betrüger. Der wichtigste Rat lautet: „Sofort auflegen!“ Zu schnell lassen sich leichtgläubige Opfer um den Finger wickeln und zahlen wider besseren Wissens – oder einfach, um den nervigen Anrufer loszuwerden. Die erfahrenen Betrüger arbeiten mit allen psychologischen Tricks und wissen, wie sie mit ihren Opfern umgehen müssen. Wer an keiner Lotterie teilgenommen hat, der kann auch nichts gewinnen.
Wer die Gefahr solcher Anrufe vermindern will, dem rät die Polizei, sich entweder ganz oder den Vornamen aus den Telefonverzeichnissen streichen zu lassen. Denn die Täter suchen in den Verzeichnissen gezielt nach älter klingenden Vornamen. Eine Xenia dürfte seltener solche Anrufe bekommen als eine Wilhelmine.